© Lena Scherer, Rote Nasen
Am 23.6. lud das NPO Frauennetzwerk zur digitalen Podiumsdiskussion zum Thema „Organisationskultur neu und radikal denken“. Dabei wurde nicht nur das spannende Buch von Naomi Ryland „Starting a revolution“ besprochen, sondern auch unterschiedliche Perspektiven von Frauen aus dem Gemeinwohlsektor eingebracht. Moderiert wurde der Abend von Livia Mutsch, Human Resource Managerin bei Casa Leben.
Wenn man als Frau eine Führungsposition erreicht, ist es oft schwer, weibliche Vorbilder für sich selbst zu finden und sich daran zu orientieren. Welche Führungspersönlichkeit will man selbst sein? Wie will Frau ihr Team leiten? Genau diese Situation hat Naomi Ryland dazu gebracht sich selbst auf die Suche zu machen. Gemeinsam mit ihrer Co-Autorin fand sie heraus, dass es inspirierende Role-Models gibt, die leider viel zu selten wahrgenommen oder gesehen werden. So die Geschichte von Stephanie Shirley, die in den 1970ern als Tech-Entwicklerin nicht mehr nach ihrer Karenz in ihren alten Beruf zurückkehren durfte und daraufhin selbst ein Unternehmen gründete, bei dem alle von zuhause aus arbeiten konnten. Zudem bekamen die Mitarbeiter*innen Anteile am Unternehmen, da sie der Ansicht war, dass die Menschen, die den Wert des Unternehmens schaffen nicht nur finanziell davon profitieren können, sondern auch mitentscheiden sollen.
Der Einblick in das Werk von Ryland war sehr motivierend und zeigte, dass die Arbeitswelt, in der wir leben, oft von Werten und Regeln bestimmt wird, die es zu hinterfragen gilt. Vor allem der Diskurs hinsichtlich Gleichberechtigung muss sich ändern.
Fix the system, not the women
Viel zu oft, handelt es sich um einen Defizitdiskurs, bei dem analysiert wird, was Frauen „fehlt“ und wie man sie fördern kann. Dabei wird außer Acht gelassen, dass Frauen schon sehr viel leisten von dem man lernen kann. Der Anspruch sollte sein, dass System so zu verändern, dass jeder sich darin verwirklichen und seine Talente einbringen kann und nicht, dass Frauen sich an ein bestehendes System anpassen. Das wirtschaftliche System ist nicht perfekt – es kann und muss sich daher ändern.
In der anschließenden Podiumsdiskussion nahmen teil:
Ivana Bacanovic, Geschäftsführerin Rote Nasen Österreich
Sabine Gernemann, Campaignerin
Viktoria Stanzl, Female Founders
Hier inspirierende und starke Statements aus der Diskussion:
Naomi Ryland:
„New work means inner work“
„Wir legen einen eher rebellischen Zugang zur Organisationsstruktur, denn ich betrachte mich als einen Knotenpunkt zwischen Menschen und nicht als Spitze einer Pyramide“
„Agiles Arbeiten kann nicht in jeder Organisation dasselbe bedeuten. Gemeinsame Sprache und ein gemeinsames Verständnis muss vorher geschaffen werden, damit auch ein agiles, flexibles Miteinander möglich ist.“
Sabine Gernemann:
„Ich hab‘ gedacht ich bin das Problem. Mit mir ist etwas falsch und ich hab‘ einfach zu viel auf der Platte. Aber wenn ich in einer Organisation bin, deren Strukturen mich krank machen, kann ich noch so viel Verantwortung übernehmen und Coachings machen, es wird nicht helfen. Gesundheit ist auch die Verantwortung der Organisationsleitung.“
„Macht ist dann problematisch, wenn sie im Raum ist, aber nicht darüber gesprochen wird. Wenn so getan wird, als wäre sie nicht da.“
„Es braucht mehr gesundheitsfördernde Arbeitskultur. Dabei ist Kommunikation und Offenheit das Wichtigste. Man muss den Blick nach innen werfen und auch unangenehme Fragen stellen und – falls nötig- Beratung hinzuholen, um Unsicherheiten benennen zu können.“
„Ein Problem im NGO-Bereich ist oft, dass es unklare Verhältnisse gibt. Wenn ich als Mitarbeiterin nicht genau weiß, was meine Verantwortung ist und was nicht, dann ist das genauso schlimm, wie wenn man dauernd Befehle von oben bekommt.“
Ivana Bacanovic:
„Wir Frauen sollten uns gegenseitig unterstützen, Hilfe holen und entsprechend dem vorhandenen Budget auf neue Technologien zugreifen, um unsere Mitarbeiter*innen zu entlasten“.
„Agilität ist bottom-up leichter umzusetzen, als top-down, weil es keine so intensive Motivationsarbeit braucht, als umgekehrt.“
Viktoria Stanzl
„Es muss sich das System ändern und nicht die Frauen.“
„New Work ist in unserer Community stark vertreten. Individualität und Fehlerkultur spielen dabei eine wichtige Rolle. Ganz nach dem Prinzip: fail fast, succeed faster.“
„Hierarchie wird bei uns defacto nicht gelebt, da wir ein sehr junges Unternehmen sind. Wir setzen auf ein kooperatives Miteinander in der Arbeitskultur.“
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