© NPO Frauennetzwerk
Am 7. April 2022 war es endlich soweit: das NPO Frauennetzwerk konnte nach langer Pause den ersten Live-Event der Reihe „Frau.Macht.Karriere“ veranstalten. Im Dachatelier der VinziRast lauschte man in kleiner Runde den Erzählungen von Agnes Zauner. Eine Frau, die mit ihrer offenen und ungezwungenen Art ihren spannenden Werdegang schilderte und interessante Einblicke in ihren Alltag als Geschäftsführerin bei Global 2000 gab.
Aufgewachsen in Wiener Neustadt, früh aktivistisch aktiv, Studium der Internationalen Entwicklung in Wien und dann aufgebrochen in die weite Welt. Studium der Osteuropastudien in Berlin, Auslandssemester in Russland, politische Referentin für den österreichischen OSZE-Vorsitz in der Ukraine, dann das Abenteuer der ersten Geschäftsführerin-Rolle in einer kleineren NGO in Berlin und dann mit 29 der Weg zurück nach Wien mit der aktuellen Station: Geschäftsführerin beim Global 2000. Ein Werdegang, der einer spannenden Reise gleicht und neugierig macht, welche Abenteuer noch kommen werden.
Die Meilensteine in ihrem Leben ergeben ein schlüssiges Bild – wobei sie betont, dass das jetzt im Nachhinein so gesehen werden kann und dass es schon Zeiten gab, in denen sie nicht genau wusste, wohin die Reise gehen sollte. Vor allem Mitte zwanzig war das der Fall, da ihre Familie vieles nicht nachvollziehen konnte und ein Austausch manchmal schwierig war. Geholfen in dieser Zeit haben Freund:innen, vor allem solche, die älter waren und aus einer anderen Bubble kamen. Deshalb liegt ihr Austausch sehr am Herzen und auch, dass man Mut hat etwas auszuprobieren. „Ich hab mich prinzipiell immer für Sachen beworben oder in Angriff genommen, die sich vielleicht zuerst so angefühlt haben als wären sie eine Nummer zu groß für mich. Aber das ermöglicht auch ein Hineinwachsen.“
Das Ausbremsen von sexistischen Strukturen habe sie lang nicht direkt gespürt. „Doch je höher die Ebene in der beruflichen Hierarchie ist, desto mehr spitzt sich der Sexismus zu. Umso wichtiger und hilfreicher ist es, andere Frauen zu kennen, die das verstehen und unterstützend zur Seite stehen.“ Vor allem als Person, denen diese Kreise vorab fremd sind, ist es wichtig sich auszutauschen. „Bei meiner Rückkehr nach Wien fiel mir auf, dass es hier viel stärker um Klassen geht. Man spricht anders, man wirft mit lateinischen Sprichwörtern um sich und auch gewisse Sachen sind in oberen Führungsschichten Gang und Gebe. Coaching zum Beispiel ist weit verbreitet und das ist auch gut so. Aber das muss man dann erst einmal herausfinden.“
An ihrem Job liebt sie, dass man trotz all der klimapolitischen Herausforderungen sieht, dass sich etwas tut. Es ist nicht mehr verpönt darüber laut nachzudenken und zur reden, dass es ein anderes System braucht. Dass Kreislaufwirtschaft verstärkt werden muss und auch der Bedarf zurückgefahren werden muss. „Wenn man noch vor Jahren mit solchen Ansätzen angefeindet wurde, kommt es heutzutage oft vor, dass ich z.B. im Anschluss von Podiumsdiskussionen von Contra-GesprächspartnerInnen angesprochen werde und ein Austausch gewünscht ist. Das gibt Mut und Zuversicht.“
Diese Abwechslung zwischen politischer Arbeit auf oberster Ebene, aber auch die Unterstützung der Protestaktionen in der Lobau, mache ihr eine enorme Freude und diese positive Energie ist für alle Gesprächsteilnehmerinnen in der VinziRast deutlich spürbar. Der Nachteil bei dieser Arbeit ist, dass sie für sie kein Ende kennt.
Auf die Frage, was sie denn allen jungen Frauen mitgeben möchte, kommt ein wirklich schöner Gedanke. „Dass wir auch Mut haben die Naivität der jungen Menschen zu schätzen. Generell wird „Naivität“ in der Gesellschaft als etwas Negatives wahrgenommen. Doch es braucht sie, damit wir Menschen von einer besseren Zukunft träumen können. Es braucht sie, damit wir ins Tun kommen. Vor allem jungen Menschen, sollte man diese Eigenschaft nicht nehmen, denn diese sind es, die wichtige Themen bewegen – und das war auch schon immer so.“
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